[HH] Free Clara! Free all Antifas!

Event Datum: 
Samstag, Januar 10, 2026 - 17:30
Stadt/Region: 
Demonstration in Solidarität mit allen inhaftierten, untergetauchten und angeklagten Antifas!

Am Dienstag, den 13.01.2026, beginnt vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf der Prozess gegen Clara aus Hamburg und sechs weitere Antifaschist*innen, die sich den deutschen Behörden gestellt haben. Ihnen allen wird vorgeworfen, im Februar 2023 in Budapest Nazis angegriffen zu haben.

Bei dem sogenannten Tag der Ehre in Budapest versammeln sich jährlich tausende Neonazis, um an den Ausbruchsversuch von SS-Truppen und Wehrmacht kurz vor der Befreiung Budapests durch die Rote Armee im Jahr 1945 zu erinnern. Die Veranstaltung hat sich zu einem der symbolträchtigsten Ereignisse der ungarischen und europäischen Neonazi-Szene entwickelt und dient insbesondere der Vernetzung.

Die Vorwürfe im Rahmen des sogenannten Budapest-Komplexes haben diverse Ermittlungen und Repressionsschläge gegen Antifaschist*innen nach sich gezogen, in denen der immense staatliche Verfolgungswille deutlich wird. Die Beschuldigten wurden per Öffentlichkeitsfahnung gesucht, ihre Umfelder drangsaliert und überwacht.

Bereits vor dem Auftauchen der mittlerweile acht Antifaschist*innen wurde die nicht-binäre Person Maja Ende 2023 festgenommen und im Sommer 2024, unter Missachtung des Bundesverfassungsgerichts, offensichtlich gut vorbereitet und im Eilverfahren rechtswidrig nach Ungarn ausgeliefert. Die Haftbedingungen dort sind geprägt von Schikanen und Isolation, nicht zuletzt aufgrund der Nicht-Binärität von Maja im autoritär und queerfeindlich regiertem Ungarn. Auch ein Hungerstreik konnte die Situation nicht verbessern. Obwohl Majas gesundheitlicher Zustand zwischenzeitlich potentiell lebensbedrohlich war, ist nichts passiert. Im Februar 2025 wurde der Prozess von Maja in Budapest in den Prozess gegen zwei weitere Antifaschist*innen eingegliedert. Die Anklage fordert eine unfassbare Haftstrafe von über 20 Jahren. Ein Urteil wird am 20.01.2026 erwartet.

Im September 2025 wurde Hanna in München in einem Prozess, welcher ausschließlich aus Indizien bestand, zu fünf Jahren Haft verurteilt. Das erste rechtskräftige Urteil im „Budapest-Komplex“ wirft der Antifaschistin gefährliche Körperverletzung und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vor.

Auch Tobi, Johann und Nanuk sitzen in Deutschland in Haft, da ihnen unter anderem vorgeworfen wird, Teil einer kriminellen Vereinigug nach §129 StGB zu sein. Gemeinsam mit Paul stehen sie seit November 2025 im zweiten Teil des „Antifa Ost“-Verfahrens vor Gericht.

Zaid, der syrischer Staatsbürger ist, und sich ursprünglich Anfang 2025 in Köln gestellt hatte, nutzte die Haftverschonung klug und stellte sich Anfang Oktober des gleichen Jahres den Behörden in Frankreich. Diese hatten bereits gegen die Auslieferung des Beschuldigten Gino geurteilt. Auch Gabriele aus Italien wurde nicht an Ungarn ausgeliefert. Während andere Staaten sich dazu entschieden, keine politisch motivierten Indizienprozesse zu führen, zeigt sich hieran der deutsche Verfolgungswille.

Im Oktober 2025 entschied das EU-Parlament nur knapp, dass die politische Immunität der italienischen Abgeordneten Ilaria Salis, anders als von Ungarn beantragt, nicht aufgehoben wird. Auch ihr wird vorgeworfen, an den Aktionen 2023 beteiligt gewesen zu sein.

Der „Budapest-Komplex“ ist aus Sicht der Repressionsbehörden die europäische Erweiterung des „Antifa Ost“-Verfahrens. Beide Verfahren sind Angriffe auf unsere gesamte politische Bewegung, es werden Einzelpersonen stellveretend vor Gericht gestellt. Unsere Genoss*innen sitzen im Knast, weil sie Antifaschist*innen sind.

Die Kriminalisierung reiht sich ein in eine deutliche Zunahme der Repression gegen linke Aktivist*innen und Antifaschist*innen bundesweit. 

Auch in anderen Staaten lässt sich eine ähnliche und mitunter noch stärkere Entwicklung feststellen. So wurde vor einigen Monaten in den USA und in Ungarn „die Antifa“ als Terrororganisation eingestuft. Währenddessen bereiten ungarische, deutsche und weitere internationale Neonazis den nächsten faschistischen Aufmarsch zum sogenannten Tag der Ehre im Februar 2026 vor. Wir rufen dazu auf, sich mit den Antifaschist*innen in Ungarn zu solidarisieren und auch beim kommenden „Tag der Ehre“ gemeinsam mit den Genoss*innen aus Budapest auf die Straße zu gehen. 

Diese Repression zielt darauf ab, einen selbstbestimmten Antifaschismus und eine militante Praxis, die sich fernab staatlicher Kontrolle organisiert, zu kriminalisieren und zu unterbinden. Repression geht uns deshalb alle an: Wenn einzelne stellvertretend für den antifaschistischen Kampf angegriffen werden, dann werden wir alle getroffen.

Die Repression verfolgt das Ziel, einzelne Individuen zu brechen, breite Solidarität zu verhindern, uns als Bewegung zu spalten und gesellschaftlich weiter zu isolieren. Es geht darum, antifaschistische Praxis zu diffamieren, in Zukunft durch Abschreckung zu verhindern und perspektivisch unmöglich zu machen. So werden antifaschistische Interventionen als Bedrohung dargestellt und Faschist*innen geschützt.

Gerade in Zeiten, in denen Rechte und extreme Rechte im Parlament an Zustimmung gewinnen und versuchen, in Betrieben und auf der Straße Fuß zu fassen, ist es wichtig, sich den Rechtsradikalen mit verschiedenen Aktionsformen in den Weg zu stellen und Widerstand zu organisieren.

Lasst uns gemeinsam eine politische Bewegung aufbauen, die all dem etwas entgegensetzt und uns auffängt. Repression darf nicht mehr individualisiert werden. „Gemeint sind wir alle“ muss endlich auch praktisch werden. Lasst uns den Angriff auf unsere Haltung ernst nehmen und unsere größte Waffe nutzen: die Solidarität.

Wir stehen an der Seite von allen inhaftierten und untergetauchten Antifas, wir lassen niemanden allein. Deshalb wollen wir gemeinsam mit euch allen laut und wütend unsere Solidarität auf die Straße bringen.

Für einen kämpferischen und konsequenten Antifaschismus. Für ein besseres Morgen! Antifaschismus in die Offensive! Freiheit und Glück für alle Inhaftierten und Untergetauchten!

Für weitere Infos zum Komplex lest nach auf: basc.news und soli-antifa-ost.org

Um unser Anliegen im Vordergrund stehen zu lassen, bitten wir euch, Partei – Organisations -, Territorial- und Nationalfahnen zu Hause zu lassen.

Free Clara, Emmi, Paula, Nele, Luca, Moritz, Zaid, Paul, Hanna, Johann, Nanuk, Tobi und Maja!

Free them all!

10.01.2026 • 17:30 Uhr • Arrivat Park / Grüner Jäger (Hamburg)

 

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