Zeit für Trennungen: die „1312“ Demonstration in Berlin

 

Mensch muss nicht über jedes kleine Stöckchen springen. Aber es gibt Sachen, die sollten nicht unkommentiert stehen gelassen werden. Hierzu gehört die für Samstag geplante „1312“ Demonstration in Berlin. Es ist Zeit für Trennungen.

 

 

 

 

Aus dem Aufruf zur Demonstration am Samstag, 13.12.25 um 18 Uhr in Berlin, U Warschauer Straße:

Demo „ACAB = Krieg dem System“

ACAB BEDEUTET: ALL COLONIZERS ARE TARGETS. LAND BACK. GLORY TO THE RESISTANCE.

Am 13.12. tragen wir unsere Wut auf die Straßen. Gegen das gesamte System von Kontrolle, Knast, Kolonialismus, Grenzen und Genozid...

Gegen ihre genozidale Staatsräson, ihre Unterstützung “Israels” beim hunderttausendfachen Mord…

Zur Mobi für die Demonstration am 13.12. wurden zwei große Banner in Kreuzberg angebracht, mit den Texten „1312 – From the river to the sea“ und „Intifada bis zum Sieg“.

Vorbereitungsveranstaltungen gab es u.a. am 3.12. in Neukölln durch die Gruppe „Migrantifa“ und am 5.12. in Friedrichshain im Zielona Gora.

Beworben wird die Demo u.a. auch von der „Anarchist Barrio Assamblea“, die sich im Rahmen des Rheinmetall entwaffnen Camps gegründet hat und sich u.a. in der mittlerweile notorisch für Hamas-Abfeierei bekannten Rigaer 94 trifft.

Ebenfalls beworben wird die Demo, wenig überraschend, von der sich selbst so bezeichnenden „antizionistischen Stadtteil-Initiative“ Berlin vs. Amazon.

Was ist dazu zu sagen?

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Im Aufruf wird Israel grundsätzlich in Anführungsstrichen geschrieben, als „Israel“, der sogenannte Staat, der ja nichts weiter als ein siedlerkoloniales Projekt sei. Das ist wichtig u.a. in Hinblick auf die Parola „All Colonizers are Targets“. Diese bedeutet dann, dass alle jüdischen Israelis (=“Colonizers“) grundsätzlich „Targets“, also legitime Ziele für den sogenannten „Widerstand“ seien, egal ob links oder rechts, jung oder alt, Baby oder Greisin, schwarz oder weiss.

Sind erst mal alle jüdischen Israelis als legitime Ziele definiert, liegt die Forderung „Intifada bis zum Sieg“ natürlich nahe. Mordanschläge gegen israelische Jüd*innen, bis als ersehntes Ziel das Land „from the River to the Sea“ endlich judenfrei ist.

Ein wichtiger Schritt in diese Richtung waren natürlich auch die Massaker des 7. Oktober: Nur eine tote Jüdin ist eine gute Jüdin. Deswegen „Glory to the Fighters“.

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Die Zeiten haben sich geändert. Von der impliziten Akzeptanz der Massaker durch Hamas & Friends hin zu deren expliziter Begrüßung, Abfeierei und dem Wunsch nach Wiederholung.

Auch wir als emanzipatorische Linke und Linksradikale, die noch an die Befreiung der Menschheit von jeder Unterdrückung glauben, müssen unsere Strategien wohl ändern. Wo liegt der Sinn darin, mit Gruppen, die den Mord an Juden und Jüd*innen feiern und dessen Wiederholung und Ausweitung den Weg bereiten wollen, Bündnisse zu machen wie etwas kürzlich zu der „Antifa-Demonstration“ zum sogenannten „Silvio Meier Gedenken“ in Lichtenberg? Was haben wir gemeinsam? Ist es (vielleicht schon lange) nicht endlich an der Zeit, wirklich getrennte Wege zu gehen? Neue, immer natürlich widerspruchsvolle, aber grundsätzlich emanzipatorische Bündnisse zu schmieden?

Trennungen sind schmerzhaft. Aber manchmal sind sie unvermeidlich, und oft sind sie besser als ein „weiter so“.

 

 

 

 

 

 

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Ergänzungen

Auf dem einen Transpi stand "Demo - From the River to the Sea". Das scheint also das eigentliche Demo-Motto für 1312 zu sein.

Das andere Transpi "Initfada bis zum Sieg" war mit zwei großen roten Dreiecken dekoriert.