[B] Dankeskarten für Judenmord - Ein Veranstaltungsbericht aus dem kfetisch und Kritik des Palästina-Nationalismus
Am Mittwoch, 19.11., fand im kfetisch in Berlin-Neukölln eine Veranstaltung mit der stalinistischen Gruppe Zora statt. Bereits im Vorfeld hatten wir darauf hingewiesen, dass Zora und deren Mutterorganisation young struggle das pogromartige Massaker vom 7.10 als legitim betrachten. Das kfetisch entschied sich dennoch, die Veranstaltung durchzuführen.
Von der Veranstaltung wurde uns ein Augenzeugenbericht zugesandt, den wir im Anschluss analysieren.
Am Mittwoch, 19.11. fand im kfetisch in Berlin-Neukölln eine Veranstaltung mit der stalinistischen Gruppe Zora statt. Bereits im Vorfeld hatten wir darauf hingewiesen, dass Zora und deren Mutterorganisation young struggle das pogromartige Massaker vom 7.10 als legitim betrachten. Das kfetisch entschied sich dennoch, die Veranstaltung durchzuführen.
- Von der Veranstaltung wurde uns folgender Augenzeugenbericht zugesandt:
"Der „Vortrag“ von Zora hat eine Stunde gedauert. Es wurde ausschließlich über den weiblichen "Widerstand" in Palästina referiert. Angefangen von 1917 bis in die 1900 Dreißigerjahre. Dann gab es einen Sprung zu 1948, wobei der israelische Unabhängigkeitskrieg nicht beim Namen genannt wurde, sondern es wurde nur von der "Nakba" gesprochen. Alle Ereignisse wurden stark glorifiziert und die Rolle des weiblichen Widerstandes hervorgehoben. Der weibliche Widerstand hätte an vorderster Front gekämpft, vornehmlich gegen den Imperialismus, aber auch den Koloniasmus der Briten und später der „Besatzer“, die nichts weiter als der verlängerte Arm des westlichen Imperialismus seien. Ebenso glorifiziert wurde die Rolle der Frau in der PFLP. Sie hätten an vorderster Front gekämpft, Flugzeuge entführt, waren immer darauf bedacht, gleichberechtigt mit den Männer zu kämpfen. Der größte Bruch im palästinensischen Freiheitskampf sei dann der Vertrag von Oslo gewesen, wo es der PLO nicht um die Palästina Sache, sondern um Anerkennung des Westens gegangen wäre. Bei der ersten intifada hätten die Frauen noch an vorderster Front gekämpft. In der zweiten Intifada erlebten dann die Frauen einen Rückschlag, weil die Kämpfe vornehmlich an der Grenze durchgeführt wurden und es so der Frau zunehmend schwerer wurde, an diesen Kämpfen aktiv sich zu beteiligen, da sie nicht aus der häuslichen, dörflichen Umgebung heraus treten konnte. Dann folgte ein großer Block über die sexualisierte Gewalt, die von israelischen Siedlern, israelischen Soldaten gegen die palästinensische Frauen durchgeführt werden, um ihren Widerstand zu brechen. Aber diese Gewalt machte die Frauen noch viel stärker, und auch die zahlreichen Gefangenen und die Zustände von Folter und Gewalt in den israelischen Gefängnissen machen die Frauen nur stärker. Eine Person vom kfetisch hat die Veranstaltung moderiert. Es gab keine Diskussion im Anschluss an den Vortrag von Zora. Zora verließ das Kfetisch sofort. Eine Vertreterin von „Dismantle Damon“ blieb und erzählte den vornehmlich jungen, weiblich gelesenen Personen des sehr gut gefüllten Saales etwas über die politischen Gefangenen, denen dann Postkarten geschrieben wurden, die aber nicht abgeschickt, sondern auf einer Webseite veröffentlicht werden. Überall an den Wänden hingen Portraitfotos von den palästinensischen Gefangenen mit ihren Namen. Alle vor dem selben Hintergrund, der Al Aksa Moschee. Das kfetisch ist absolut Antizionismus, überall Bezüge zu Palästina, Melonen auf dem Klo, Free Palestine-Poster etc."
- Fazit der gruppe 8. mai:
Die Veranstaltung stand im Zeichen der Dismantle Damon Kampagne, die sich als unabhängig ausgibt, aber maßgeblich von samidoun initiiert wurde, einer Tochterorganisation der PFLP. Die PFLP hat auch in den letzten Jahren immer wieder wahllos israelische Zivilisten umgebracht, in Synagogen, zu Hause, auf der Straße. Sie steht daher auf der eu-terrorliste. Samidoun wiederum wurde in Deutschland verboten, nachdem ihre Mitglieder am 7 Oktober selbst aus Freude über das Massaker Süßigkeiten auf der Sonnenallee verteilen. Auch wenn Zora die PFLP als Alternative zur Hamas darstellt, verhält sich das in Wahrheit anders: die PFLP arbeitet mit der Hamas zusammen und hat sich, ebenso wie auch die DFLP, am Massaker des 7.10 beteiligt. Entsprechend der PFLP-Strategie, israelische Zivilisten zu ermorden, wird auch mit der Dismantle Damon-Kampagne Freiheit für Gefangene gefordert, die Israelis gezielt umgebracht haben. Diesen Gefangenen wurden im kfetisch Briefe geschrieben - also postalische Dankeskarten für Judenmord. Eine der Gefangenen, die im Mittelpunkt der Dismantle Damon-Kampagne steht, ist Shatila Abu Ayada. Sie wurde 2016 von einem israelischen Gefängnis verurteilt, weil sie eine Frau mit einem Messer erstechen wollte. Laut Gericht hatte sie weitere Taten geplant, unter anderem einen Bombenanschlag auf ein Restaurant. Sie steht hier nur beispielhaft für eine Vielzahl anderer Menschenfeindinnen. Es ist nicht nur frappieren, dass eine solche Veranstaltung in einem angeblich linken Raum stattfinden kann. Bezeichnend ist weiterhin auch, das im Anschluss an den Vortrag der Gruppe Zora keine Diskussion oder Nachfragen zugelassen waren, das passt zu dem autoritären Stil dieser stalinistischen Gruppe. Offenbar ist eine solche artemisemitische Argumentation, wie auch der autoritäre Umgang mittlerweile im kfetisch gerne gesehen. So kann weder eine Reflektion vorgetragener Inhalte noch eine Kollektive Selbstreflektion stattfinden. Das passt sehr gut zur Palästina-Solidaritätsbewegung, die sich gerne unter Memes wie "I ain't reading all this, free Palestine" oder "It's not complex" versammelt - was angesichts des komplexesten Konfliktes der Welt fast schon lustig anmutet. Handlungen, die zunächst nur von Einzelpersonen ausgehen zu scheinen, wie der Rausschmiss einer Person mit einem hebräischen T-Shirt, sind angesichts des Statements des Kfetisch sowie der nun durchgeführten Veranstaltung nicht mehr als Einzelfälle zu betrachten, sondern als systematischer Bestandteil einer antizionistischen Ideologie und Praxis, die logischerweise auch zuganz konkreten antijüdischen Taten führt. im Gegensatz zu der konservativen und bürgerlichen Presse wie der NZZ und der Welt kritisieren wir das kfetisch nicht von rechts, sondern von links: Antizionismus ist für uns eine konterrevolutionäre Ideologie. Mit der Hetze gegen den "Juden unter den Staaten" wird Israel eine Gewalt vorgeworfen, die in Wahrheit Kern jeder Staatlichkeit ist. Krieg, Rassismus und Menschenverachtung sind keine Spezifika Israels, sondern traurige kapitalistische Normalität. Wer das ganze Jahr auf Israel zeigt, und nicht auf 189 andere Staaten, ist nicht besonders radikal, sondern besonders konformistisch und angepasst. Wer das wahllose Töten von jüdischen Zivilistinnen gut heißt, ist nicht militant, sondern menschenfeindlich. Wer "Freiheit für Palästina von Fluss bis zum Meer" fordert, ist nicht antikolonial, sondern (ersatz-) nationalistisch. Und wer Falafel-T-Shirts verbieten will, aber Melonen-Poster in seinen Räumen aufhängt, ist nicht nur heuchlerisch, sondern pflegt Doppelstandards - und diese Doppelstandards sind bekanntermaßen in Bezug auf Israel Ausdruck von Antisemitismus. Das kfetisch hat sich somit endgültig aus der emanzipatorischen linken Berlins verabschiedet. Das jetzige Kollektiv sollte sich daher dringend auflösen, die Räume sollten wieder der emanzipatorischen linken zugänglich gemacht werden sowie ein sicherer Ort für Jüdinnen und Juden sein und Ort der Intervention gegen jede Form von Rassismus, Sexismus und Antisemitismus. Vor diesem Hintergrund möchten wir ausdrücklich an die Besetzung der TU gegen den dortigen neu gewählten ASTA erinnern. Wir empfehlen eine solche Methode auch in Bezug auf das kfetisch, ebenso wie auch auf andere Räumlichkeiten die sich dem unreflektierten Palästina-Nationalismus verschrieben haben wie die Rigaer 94, . die ebenfalls bereits Veranstaltungen von samidoun gehostet hat. gruppe 8. mai Weitere Hintergrundinformationen zum Kfetisch in den Screenshots und in diesem Artikel:https://de.indymedia.org/node/552342
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Ergänzungen
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Schön, dass dieser Artikel nicht wieder gelöscht wurde - aber warum schafft er es nicht in den NewsWire?